Die perfekten Windbedingungen in Hamata.

"Hallo Klaus, warum habt ihr in Hamata beinahe jeden Tag Wind?" - diese Frage werden wir hier im Detail beantworten!

Klaus Schweighofer
Klaus Schweighofer
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August 30, 2022
"Hallo Klaus, warum habt ihr in Hamata beinahe jeden Tag Wind?" - diese Frage werden wir hier im Detail beantworten!
"Hallo Klaus, warum habt ihr in Hamata beinahe jeden Tag Wind?"

- diese Frage bekommen wir sehr häufig gestellt und möchten sie euch deswegen hier ausführlich beantworten!

Das liegt in erster Linie daran, dass wir uns glücklicherweise sehr nahe am nördlichen Wendekreis (Breitenkreis 23 Grad 26 Minuten 16 Sekunden) befinden und somit ganzjährig im Passatgürtel liegen. Hinzu kommt auch noch die lokale Thermik, die uns im Schnitt 4 bis 6 Knoten zusätzlich beschert. Wie das ganze funktioniert erklären wir euch hier noch im Detail.

Wie entstehen die Passatwinde?

Um die Passatwinde zu verstehen, fängt man am besten beim Äquator an: Am Äquator ist die Sonneneinstrahlung besonders groß, da die Sonne fast senkrecht über der Erde steht und somit die Erdoberfläche besonders stark erhitzt.

Dadurch wird die Luft am Boden sehr schnell sehr heiß. Heiße Luft hat eine geringere Dichte und steigt bekanntlich auf. Das siehst du auch bei dir in der Küche, wenn du Wasser kochst. Der Wasserdampf steigt auf. Diese aufsteigende Luft aber hinterlässt kein Vakuum, sondern eine sehr große Tiefdruckzelle in Bodennähe. Die sogenannte Innertropische Konvergenzzone (abgekürzt ITC) oder auch äquatoriale Tiefdruckrinne genannt.

Die aufsteigende Luft wird also ersetzt durch nachströmende Luft aus der Nachbarschaft des Äquators, also von Norden und von Süden. Ägypten liegt im nördlichen Wendekreis also strömt dort Luft und somit Wind von Norden nach Süden. Das ist der Passatwind, den wir Kitesurfer so sehr lieben.

Wind strömt immer von einem Hochdruckgebiet (viel komprimierte Luft mit hoher Dichte) zu einem Tiefdruckgebiet (wenig komprimierte Luft mit geringer Dichte ) um einen Druckausgleich zu erzielen.

Was ist die Passatzirkulation?

Die heiße Luft über dem Äquator nimmt das ganze Jahr über viel Feuchtigkeit auf und kondensiert dann. (Wolkenbildung) Beim Aufsteigen kühlt sich die vormals heiße Luft ab, sodass Wasser kondensiert (Wolkenbildung) und oft heftige Gewittergüsse niedergehen. Daraus folgt der tropische Regen am Äquator.(Regenwald). Es regnet hier also täglich das ganze Jahr hindurch. Ab ca. 15 bis 18 Kilometer Höhe in der sogenannten Tropopause, fließt die nun kalte Luft dann in Richtung der Pole nach Norden und nach Süden ab. Diese Luftströmung wird Antipassat genannt.

So und jetzt wird’s etwas kompliziert…

Bei der Bewegung zu den Polen werden die Luftmassen auf einen engeren Raum zusammengedrängt, weil sich die Meridiane vom Äquator bis zu den Polen immer weiter annähern. (So beträgt der Abstand zweier Meridiane, also die Längenkreise der Erde, am Äquator rund 111 km, aber beim 30. Breitengrad nur noch rund 96 km.)

Die zusammenströmenden Luftmassen müssen trotz ihrer geringeren Dichte in Richtung des Erdbodens ausweichen. Ein Großteil der polwärts strömenden Luftmassen sinkt im Bereich um ca. 30° Nord bzw. 30° Süd ab. Dadurch entstehen in diesen Regionen stabile Hochdruckgebiete. Beim Absinken wiederum erwärmt sich die Luft.

Dieser Kreislauf von warmer und kalter Luft wird die Passatzirkulation genannt und ist das stabilste Windphänomen auf der Erde.

Man spricht auch von der Hadley Zelle: Die Hadley-Zelle wurde nach George Hadley benannt, der diese Hypothese 1735 veröffentlichte und diese Hypothese stimmt, wie ich in den letzten 15 Jahren in Hamata selbst feststellen konnte.

Warum gibt es dann aber den Nordostpassat?

Das wiederum liegt an unserer Erdrotation gegen den Uhrzeigersinn!

Diese enorm große Luftmasse (und somit der Wind) bewegt sich nicht in einer geraden Linie von Nord nach Süd, sondern wird nach rechts abgelenkt aufgrund der Trägheit der Luftmasse. Das ist grundsätzlich so: Winde auf der Nordhalbkugel der Erde werden im Uhrzeigersinn, also nach rechts abgelenkt. Auslöser ist die sogenannte Corioliskraft, die durch die Erddrehung entsteht – diese Ablenkung der Winde führt auch dazu, dass Hoch- und Tiefdruckgebiete auf der Wetterkarte immer so eine runde Wirbel-Form haben.

In Bezug auf die Passatwinde sieht die Situation also so aus: Am Äquator steigt Luft auf, von Norden strömt Luft nach. Und weil diese Luft nach rechts abgelenkt wird, kommt sie eben nicht mehr genau aus Nord, sondern aus Nordost – und so entsteht der Nordostpassat.

Auf der südlichen Halbkugel ist es genau umgekehrt. Da wird der Wind nach links abgelenkt und es entsteht der Südostpassat.

Diese Ablenkungen der Luftströmungen nennt man nachdem französischen Physiker de Coriolis (1792 – 1843) Coriolisbeschleunigung oder Corioliskraft.

"Warum habt ihr in Hamata beinahe jeden Tag Wind?"

Nun aber zur Kernfrage die uns alle brennend interessiert: Warum ist gerade im Süden von Ägypten also bei dir in Hamata das ganze Jahr über so eine hohe Windwahrscheinlichkeit und Im Norden leider eher nur in den Sommermonaten?

Das liegt daran, dass die Erdachse geneigt ist und wir dadurch unsere 4 Jahreszeiten haben. Die Sonne steht am 21. März genau über dem Äquator (bei uns der Frühlingbeginn) und wandert dann bis zum 21. Juni nach Norden an den nördlichen Wendekreis (unser Sommerbeginn). Danach wandert die Sonne wieder zurück zum Äquator, 23. September (Herbstbeginn) und weiter an den südlichen Wendekreis am 21. Dezember (Winterbeginn). Der Passatgürtel wandert somit im Herbst und Winter in den Süden und im Frühjahr und Sommer in den Norden. Der Wind wandert also mit der Sonne und den Jahreszeiten mit und da Hamata sehr nah am nördlichen Wendekreis liegt ist unser Kite Village das ganze Jahr über gut belüftet.

So hat man von März bis September Im Norden von Ägypten eine sehr gute Windwahrscheinlichkeit von ca. 70 bis 80 %

Von Oktober bis Februar sinkt dann die Windwahrscheinlichkeit im Norden und man sollte, so wie die Sonne  eher in den Süden wandern.

Hamata ist vom nördlichen Wendekreis nur ca. 120 Kilometer entfernt und liegt somit das ganze Jahr im von uns so sehr geschätzten windigen Passatgürtel. Man darf also auch von Glück reden, denn wir haben das ganze Jahr über eine überdurchschnittliche Windausbeute von mehr als 80% bis in manchen Monaten nahezu 100%.

Aloha und „Arme Lang“ 😊

Mr.Klaus

Klaus Schweighofer

Klaus ist Kitesurflehrer der ersten Stunde hat die halbe Welt bereist, bis er in Hamata sein Glück gefunden hat.